Meditationspraxis // Einführung

Vom lieben Dierk habe ich vor ein paar Wochen das wundervolle Buch „Handbuch Meditation“ von Culadasa John Yates geschenkt bekommen. Um die Inhalte besser zu verinnerlichen und weil sie sicher auch für viele von Euch hochspannend sind, teile ich in den folgenden Blog-Beiträgen einfach mal meine Haupterkenntnisse:

Das höhere Ziel von Meditation ist das Erwachen. Im Glossar beschreibt Culadasa diesen Zustand wie folgt:

„Erwachen bedeutet, die Wirklichkeit so zu verstehen, wie sie ist, statt sie entsprechend dem irrtümlichen Bild zu sehen, das wir von ihr haben. Das bedeutet auch, dass wir die wahre Natur des Geistes verstehen. Durch das Realisieren dieser Wahrheit auf tiefer intuitiver Ebene – im Gegensatz zur bloß intellektuellen Ebene – wird wahre Weisheit erlangt, die uns von Unwissenheit, Verblendung, Unzufriedenheit und Leiden befreit. Vor dem Erwachen sind wir nicht nur durch äußere Bedingungen, sondern auch durch unsere eigenen Fehlwahrnehmungen und Vorurteile gefangen. […]“ (S. 496)

Voraussetzungen, um zu erwachen, sind:

  • Shamatha = Geistesruhe, ruhiges Verweilen
    Fünf Merkmale:
    • Samadhi = Konzentration, mühelose stabile Aufmerksamkeit
    • Sati = starke Achtsamkeit
    • Freude
    • Gestilltheit, Ruhe
    • Gleichmut
  • Vipassana = Einsicht

Shamatha entsteht durch das Praktizieren von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, wodurch Freude aufkommt, die zu Gestilltheit und Ruhe heranreift und dann in Gleichmut übergeht.

Ein gleichmütiger Geist ist offen für Einsicht. Die fünf wichtigsten Einsichten sind – Einsicht in die:

  • Vergänglichkeit
  • Leerheit
  • Natur des Leidens
  • kausale wechselseitige Abhängigkeit aller Phänomene
  • Illusion vom eigenständig existierenden Selbst, Einsicht in das Nicht-Ich

Samadhi und Sati führen zu Shamata, das zusammen mit Vipassana zum Erwachen führt.

Culadasa beschreibt in seinem Buch zehn Meditationsstufen, die letztlich zum Erwachen führen, wobei sich das Erwachen gewissermaßen auch zeitweilig und zufällig auf allen Stufen ereignen kann. „Somit ist das Erwachen zwar ein Zufall, aber kontinuierliche Praxis sorgt dafür, dass Sie für den Zufall empfänglich werden.“ (S. 19)

Fundamental wichtig für erfolgreiches Meditieren ist die richtige Einstellung und absichtsvolles Praktizieren!
Culadasa schreibt: „Wiederholt aufrechterhaltene Absichten führen zu wiederholten geistigen Handlungen bzw. Vorgängen, die zu geistigen Gewohnheiten werden – zu Gewohnheiten des Geistes, die in Freude, Gleichmut und Einsicht münden.“ (S. 39)

In allen Stufen geht es darum, diese bewusste Absicht zu formulieren und aufrechtzuerhalten. Je stärker unsere Motivation, je klarer unsere Absicht, desto leichter fällt es uns, regelmäßig und gewissenhaft zu meditieren.

Culadasa John Yates war lange Jahre Professor für Neurowissenschaft und teilt in seinem Buch seine Kenntnisse zur Funktionsweise unseres Bewusstseins. Ich empfand es wie eine kleine Offenbarung, endlich besser zu verstehen, was genau Aufmerksamkeit von Achtsamkeit unterscheidet, wie sie beide beschaffen sind und entstehen – allein das Wissen darüber hat meine Meditationspraxis auf ein neues Level gehoben. Die für mich wichtigsten Aspekte habe ich in einem separaten Artikel zusammengefasst:

Um den zehn Entwicklungsstufen besser folgen zu können, habe ich die zentralen Meditationsanweisungen aufgenommen und höre sie zu Beginn bzw. während meiner Meditation, bis ich sie gut verinnerlicht habe und ohne sie stabil auf einer jeweiligen Stufe meditieren kann.

Die Aufnahmen ersetzen das Buch natürlich nicht annähernd, ich empfehle Euch daher, das „Handbuch Meditation“ (mehrfach) zu lesen und die Aufnahmen, wo hilfreich, ergänzend zu nutzen.

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